Geisteskunde

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Verfasser: Freek van Leeuwen
Uebersetzer: Henk J. Hogeboom van Buggenum
Titel: Geisteskunde
Verlag: Boekenplan, Maastricht (NL)
Paperback: ISBN 978 90 8666 424 5
E-book: ISBN 978 90 8666 425 2
Stichwörter: Spiritualität, Mystik, Religion, Selbsterkenntnis
Preis: € 48,50,  588 SS., illustriert, mit Literaturangabe (Papierformat)
Preis: € 19,95,  588 SS., illustriert, mit Literaturangabe (E-book in PdF)

Das Buch Geisteskunde ist sowohl in Papierformat wie als E-book in PdF erhältlich. Wegen der vielen Abbildungen war das epub-Format nicht möglich, wohl das PdF. Die Digitalversion läßt sich daher nicht mit einem E-reader lesen, wohl auf einem Computer oder Tablet mit Adobe-reader oder vorangehender Darstellung (Mac). Das Buch ist u.a. über die website des Verlags Boekenplan erhältlich:
www.boekenplan.nl
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Vorwort des Uebersetzers

Geisteskunde (Spirituologie) ist mehr als Wissenschaft; sie ist die Kunde des Vermögens und der Fähigkeiten des Geistes, welche schon die Wissenschaft umfassen, aber diese dennoch übersteigen. Die Wissenschaft benutzt zwar immer die Fähigkeiten des Geistes, aber nicht alle. Dadurch wird der Wissenschaft nur ein Teil des Ganzen zugänglich, nämlich der Teil, der sich mittels des Denkens und der Beobachtung experimentell erforschen und beweisen läßt.
Die Geisteskunde umfaßt nicht nur das Wahrnehmen und das Denken, sondern auch das Fühlen und das Wollen, und alle diese Fähigkeiten nicht nur in der nach außen hin gewendeten, sondern auch in der nach innen gewendeten Einstellung. Sie hört also auch auf die innere Stimme. Damit schlägt sie eine Brücke zwischen der Wissenschaft und allen Religionen und Weltanschauungen.
Das macht sie gerade für unsere Zeit, in der die Welt durch das Internet und ICT allen Menschen zugänglich geworden ist, und die verschiedenen Auffassungen über sie sich oft im Kampf behaupten wollen, so unentbehrlich. Hebt sie doch die Einseitigkeit aller dieser Religionen und Weltanschauungen auf.

Die vorliegende Studie, die der Apotheker Freek van Leeuwen aufgrund seiner mystischen Erfahrungen und seiner wissenschaftlichen Kenntnisse schrieb, ist daher eine notwendige Ergänzung aller Bestrebungen in der Welt, die sich auf ein friedvolles Zusammenleben der Völker richten. Dies ist auch der Grund, aus dem ich als Vorsitzender der Teilhard de Chardin-Stiftung in den Niederlanden, das Buch Geisteskunde ins Deutsche übersetzt habe.
Es knüpft unmittelbar an das Werk dieses französischen gelehrten Jesuiten (1881-1955) an, der in seiner auf paläontologischen Forschungen gründenden Evolutionslehre die Konvergenz aller Religionen und Wissenschaften in einem Punkt-Omega für möglich hielt. Für möglich, nicht aber für etwas Selbstverständliches.
Teilhard de Chardins Werk ist denn auch nicht teleologisch zu deuten, sondern weist von der Richtung aller evolutionären Entwicklungen her darauf hin, daß der Mensch sich als Art nur erhalten kann, wenn er sich anstrengt, alle anderen in ihrem Sein zu fördern. Diese Förderung könnte man als eine Form der Nächstenliebe betrachten. Nur so, beugt der Mensch seiner Aussterbung vor.

Heiloo, Sommer 2015
Henk J. Hogeboom van Buggenum

Inhaltliche Zusammenfassung des Buches Geisteskunde

Mit geöffnetem Geistesauge hat der Verfasser in der geistlichen Welt beobachten können, daß der menschliche Geist im Grunde eine kugelförmige Wolke aus geistlichem Licht und geistlicher Wärme darstellt. Dieses Licht und diese Wärme besitzen die Eigenschaft, daß sie in zwei Gestalten erscheinen können: in einem zu bildenden und in einem sich selbst bildenden Zustand. Mit diesen zu bildenden und sich selbst bildenden Eigenschaften des Lichtes und der Wärme hängen die geistlichen Fähigkeiten zusammen: das Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Wollen.

Das Wahrnehmen geschieht vom formbaren Licht aus, so daß sich von außen her Lichtbilder im Geist gestalten können, welche Erfahrungsbilder sind, durch die der Geist sich der Umgebung bewußt wird. Das Denken ist sich selbst gestaltendes Licht, durch das der Geist im Innern seiner selbst Lichtbilder schaffen kann, welche Gedanken darstellen, die in Worte gefaßt werden können.
Das Fühlen ist formbare Wärme, durch die der Geist für die Gemütsverfassung anderer empfänglich und auf diese Weise mitempfindlich werden kann.
Das Wollen rührt von der selbstgestaltenden Wärme her, wodurch der Geist sich selbst in eine erhöhte Kraftlage führen und so die gebildeten Gedanken und Gefühle im Verhalten nach außen hin zum Ausdruck bringen kann.

Wenn der Geist mit den Fähigkeiten im Innern seiner selbst tätig wird, so hat das eine Abstrahlung um den Geist herum zur Folge: die Seele. In der Seele vermag der Geist die Erzeugnisse der Fähigkeiten, d.h. seine Kenntnisse, Gedanken, Empfindungen und Entscheidungen, und damit den geistlichen Teil des Gedächtnisses, festzuhalten. Dadurch, daß der Geist im Laufe der jahrmillionenalten Entwicklung gelernt hat, die Fähigkeiten immer besser zu beherrschen, hat die Seele eine Form erhalten, die den Eigenschaften der Fähigkeiten entspricht: die Geistesgestalt.
Mit der Geistesgestalt kann der Geist sich in der geistlichen Welt frei bewegen. Auf Erden findet die Geistesgestalt ihren Ausdruck in dem Körper, und in ihm befindet sich der Geist an der Stelle des Gehirns, des Verbindungsorgans zwischen der geistlichen und der stofflichen Welt.

Im irdischen Dasein wird der Geist ständig von Ereignissen beansprucht; die damit gemachten Erfahrungen müssen mittels der Fähigkeiten verarbeitet werden, und dadurch lernt es der menschliche Geist diese immer besser zu benutzen. Im Laufe der Entwicklung ist der Geist sich seiner selbst immer mehr bewußt geworden.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Entwicklung jener Bewußtwerdung wird sich der Geist von der hemmenden und erschwerenden Lage der unbewußten Vereinheitlichung mit diesem stofflichen Dasein und von den Einseitigkeiten der eigenen Persönlichkeit befreien wollen. Das gelingt nur indem er es lernt, seine Fähigkeiten bewußt und beherrscht zu benutzen, wodurch sie sich auf die Dauer zum Gewissen und zu den Tugenden entwickeln.
Dadurch vergeistigt sich die Weltanschauung und läßt sich der Sinn des zeitlichen Daseins im Licht der Ewigkeit, das im zugrunde liegt, betrachten.

Diese geistliche Entwicklung ist die Selbstverwirklichung; dadurch kommen das geistliche Licht und die geistliche Wärme immer mehr in übereinstimmung mit denen der geistlichen Begleiter in der Geisteswelt und letztendlich mit denen des göttlichen Allgeistes. Der menschliche Geist ist im Ursprung durch Verdichtung als ein Allgeistfunke aus dem Allgeist in einem Zustand der Unbewußtheit hervorgegangen; indem sie sich auf Erden als Geist entwickeln und verwirklichen, werden alle diese Funken letztendlich die bewußte Wiedervereinigung mit dem Allgeist als selbständig gewordenem Geist erlangen.

Teil 1 Der Geist (Uebersetzung von Kapitel 1 aus Geestkunde)


Kapitel 1 Der Allgeist

Inhalt

1.1  Der Geist im ungeformten Urzustand
1.1.1  Die Ruhe und ihre dunkle Kühle  13
1.1.2  Die Bewegung und ihre leuchtende Wärme  13
1.1.3  Die Vereinigung  14
1.1.4  Der neue Einheitszustand, Einheit und Zweiheit  14
1.1.5  Die Umwandlung  15
1.1.6  Die Urgegenteile, Einheit und Wirken  16

1.2  Der Geist als Kraft
1.2.1  Die Geistkraft  17
1.2.2  Das zitternde Leben  18
1.2.3  Wärme, Licht und Schall  19

1.3  Die Allgegenwärtigkeit des Allgeistes
1.3.1  Die Unendlichkeit des Allgeistes  19
1.3.2  Das Eins-Sein des Allgeistes  20
1.3.3  Die Ewigkeit des Allgeistes  21

1.4  Raum und Zeit
1.4.1  Der Raum  21
1.4.2  Die Zeit: Zeit-Raum und Kraftraum  22
1.4.3  Das ewige Hier und Jetzt  24


1.1 Der Geist im ungeformten Urzustand

1.1.1 Die Ruhe und ihre dunkle Kühle

Während Augenblicke von Selbstbesinnung und Gebet wurde ich als menschlicher Geist von den Banden mit der Erde losgelöst und durch Geistesentrückung in unsichtbare, geistliche Welten versetzt. Dort wurde ich auch mit der einen, leeren Welt verbunden werden, die die Quelle alles anderen ist, und durfte ich den geistlichen Anfang der Schöpfung erschauen.
Vor dem Anfang der Schöpfung gab es im Raum dieser leeren Welt der ungeformte, Urzustand dieses einen Geistes, der ewig und unendlich ist. Im Raum eben dieses Geistes konnte ich keine Formen unterscheiden. Dennoch ist der ungeformte Zustand dieses unendlichen Geistes die ewige Grundlage von allem, was jemals in der Schöpfung gebildet worden ist und noch gebildet werden wird.

Dem offenen Geistesauge bot dieser Urzustand des Geistes mir als erfahrendem menschlichem Geist anfänglich einen Geisteszustand dar, der sich als 'dunkle Kühle' umschreiben läßt. Dieser Urzustand ist ein geistliches Dunkel und eine geistliche Kühle. Es erwies sich, daß der Geisteszustand der dunklen Kühle mit der tiefsten Ruhe zusammenhing. Diese tiefste Ruhe verband sich mit mir als dem erfahrenden Geist und versetzte auch mich in einen ähnlichen Zustand des stärksten Selbstbewußtseins und des erhabensten Glücksgefühls.
Vor mir als dem erfahrenden Geist erstreckten sich die tiefste Ruhe und die dunkle Kühle, worin die Ruhe sich ausdrückt, in die ewige Unendlichkeit. Diese tiefste Ruhe bot sich mir als ein ewiges und unendliches Wesen dar. Sie ließ sich erfahren als eine 'Anwesenheit' mit einer eigenen Selbständigkeit, die mich an der Freude ihrer Ruhe und dem innigen Glück ihres eigenen Geisteszustandes teilhaben ließ.

Dieser Geisteszustand der Ruhe und deren dunklen Kühle ließe sich einigermaßen vergleichen mit der angenehm erfrischenden, schattenreichen Kühle wie man sie auf der Erde am frühen Morgen vor Sonnenaufgang oder unter dem grünen Blätterdach eines Baumes an einem warmen Tag erfahren kann.

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1.1.2 Die Bewegung und ihre leuchtende Wärme
Verbunden mit eben dieser leeren Welt erfuhr ich als menschlicher Geist, daß 'innerhalb' des ungeformten Urzustandes des Geistes, d.h. der tiefsten Ruhe und der dunklen Kühle, in der dieser zum Ausdruck kommt, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt etwas zu bewegen anfing. Diese Bewegung gab sich mir als eine 'leuchtende Wärme'. Das geistliche Licht, das mir vor dem Geistesauge erschien, war ein goldenes Licht; die geistliche Wärme eine milde, mich zärtlich umhegende Wärme.
Diese Bewegung und ihre leuchtende Wärme gingen durch Selbsterweckung aus der Ruhe und deren dunklen Kühle hervor. Sie war ihr Gegenteil, ihre Ehehälfte. Die Bewegung und ihre leuchtende Wärme waren zuvor in ihrem Gegenteil verborgen, damit vereint, gleichsam aufgelöst in der Ruhe und deren dunklen Kühle. (Hadewijch. Das Buch der Visionen (Hrsg./Übers. Gerald Hofmann) (Mystik in Geschichte und Gegenwart, I, 12/13), 2 Teile, Stuttgart-Bad Cannstatt 1998: siehe Vision XI 2-6)
Nachdem sie aus der Ruhe und deren dunklen Kühle hervorgegangen war, erwies es sich, daß auch die Bewegung und ihre leuchtende Wärme sich vor meinem Geistesauge in die ewige Unendlichkeit dieser nunmehr hellen, aber leeren und formlosen Welt erstreckten. Auch die Bewegung und ihre leuchtende Wärme boten sich mir als eine 'Anwesenheit' dar, als ein Wesen mit einer eigenen Selbständigkeit, das mich als menschlichen Geist an der Freude seiner Bewegung teilhaben ließ.
Die Bewegung und ihre leuchtende Wärme im Urzustand des Geistes boten sich meinem Geistesauge dar als ein unendliches Meer, allerdings ein Meer aus einem goldenen, geistlichen Licht und einer milden, geistlichen Wärme.

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1.1.3 Die Vereinigung
Nachdem sich mir die Bewegung und die Ruhe als erfahrbare Selbständigkeiten dargeboten hatten, vereinigte sich die Bewegung und ihre leuchtende Wärme aufs neue mit ihrem Gegenteil, der Ruhe und deren dunklen Kühle. Bei dieser Vereinigung durchdrang die Bewegung die Ruhe und ließ sich auch die Ruhe von ihr durchdringen. Das Licht durchdrang das Dunkel und das Dunkel ließ sich durchdringen. Die Wärme durchdrang die Kühle, und die Kühle ließ sich durchdringen.
Was sich mir zeigte, war ein ausgewogenes Zusammenwirken der Gegenteile Bewegung und Ruhe, ermöglicht durch ihre Eigenschaft, durchdringend und durchdringbar zu sein. Ihre vereinte Anstrengung führte wieder zu ihrer Vereinigung, mit dem Unterschied, daß dabei nunmehr die Bewegung und ihre leuchtende Wärme nicht zur Ruhe gelangten, sondern in Bewegung blieben und sich so erfahren ließen.

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1.1.4 Der neu, bewegliche Einheitszustand
Die Zweiheit von Bewegung und Ruhe bildete durch ihre Vereinigung eine neue Form von Einheit, eine neue Zwei-Einheit. Auch dieser neue Einheitszustand hält die Mitte zwischen Bewegung und Ruhe, Licht und Dunkel, Wärme und Kühle. Auch in dieser Zwei-Einheit mäßigen sie einander und halten sich im Gleichgewicht. Durch diese Vereinigung der beiden entstand jedoch ein neuer geistlicher Einheitszustand in einer anderen, neuen Form. Mir, dem erfahrenden Geist, kam es nämlich so vor, als sei dieser neue Einheitszustand ein 'gedämpftes Licht' und eine 'kühlende Wärme'.
In diesem Zustand wurden die Gegenteile geistliche Kühle und Wärme gleichzeitig von mir erfahren. Die beiden Gegenteile waren im Gleichgewicht miteinander und zur selben Zeit anwesend, und doch als Unterschiede erfahrbar.
Dadurch, daß sie einander immer im Gleichgewicht halten, kann die dunkle Kühle der Ruhe nicht zu einer finsteren Kälte werden und die leuchtende Wärme der Bewegung nicht zu einer hellen Hitze. Dadurch, daß sie einander im Gleichgewicht halten, können die Gegenteile nicht in ihren äußersten, einseitigen Zustand verfallen. Wie weit ihr Wirken auch von der Mitte entfernt sein mag, durch ihre Einheit werden sie ihr inneres Gleichgewicht behalten; immer wieder werden sie auch in ihren Gleichgewichtszustand in der Mitte zurückkehren.

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1.1.5 Die Umwandlung
Der neue Einheitszustand zeigte sich mir zwar als eine Bewegung und deren leuchtende Wärme, aber wohl als eine Bewegung und deren leuchtende Wärme, die nunmehr ihrerseits die Eigenschaften der Ruhe und deren dunklen Kühle in sich aufgenommen, in sich aufgelöst hatte. Es hatte ein Wechsel, eine Umwandlung oder Umpolung stattgefunden.
Dadurch war in dem neuen Einheitszustand der untätige, rúhende Urzustand der tiefsten Ruhe und deren dunklen Kühle für mein Geistesauge in den wirkenden, bewéglichen Zustand der Bewegung und deren leuchtenden Wärme übergegangen.
Der ungeformte Urzustand des Geistes zeigte sich mir schließlich dadurch als eine leuchtende Wärme, in der die Zweiheit von Ruhe und Bewegung, von ihrer dunklen Kühle und leuchtenden Wärme, sich zu einer neuen, wirksamen Form von Einheit zusammengefügt hatte.

Mit anderen Worten: dieser neue, bewegliche Zustand wurde dadurch gekennzeichnet, daß die Bewegung und ihre leuchtende Wärme überwogen, während nun die Ruhe und ihre dunkle Kühle den in ihm verborgenen Kern bildeten. Davor kennzeichnete sich der ungeformte Urzustand des Geistes durch ein Übergewicht der Ruhe und ihrer dunklen Kühle, während die Bewegung und ihre leuchtende Wärme der in ihr verborgene Kern waren.

Die Gegenteile, die innerhalb des Geistes anwesend sind, können selbst auch wieder in zwei Zuständen vorkommen, die Gegenteile voneinander sind: in einem eher ruhenden, weniger tätigen Zustand, in dem die Ruhe überwiegt und in einem eher tätigen, beweglichen Zustand, in dem die Bewegung überwiegt. In dem ausgeglichenen Geist wechseln bewegliche Ruhe und ruhige Bewegung einander fortwährend ab. Was stattfindet, ist die Umpolung desselben Paares von Gegenteilen: Ruhe in Bewegung und Bewegung in Ruhe.

RuheBewegung
BewegungRuhe

In der Natur ist dies in der Abwechslung der Jahreszeiten Sommer und Winter auf der Erde erkenntlich und in der elfjährigen Umpolung des Magnetfeldes der Sonne, die auch von einem Wechsel der Ruhe (im magnetischen Feldes) und der Bewegung begleitet ist, einer Umpolung des Magnetfeldes, die in Zeitlupentempo auch auf der Erde in Jahrmillionen stattfindet. Diese Naturphänomene sind Abbilder der geistlichen Eigenschaften, da sie vom Geiste herrühren.

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1.1.6 Die Urgegenteile.
Zwei Selbständigkeiten sind Gegenteile voneinander, wenn sie gleichgewichtig dadurch miteinander zusammenwirken können, daß ihre Eigenschaften sich gegenseitig ergänzen. Durch dieses Zusammenwirken machen sie ihr jeweiliges Bestehen sinnvoll. Zwei Gegenteile können sich gegenseitig ergänzen, wenn ihre Eigenschaften entgegengesetzt sind, wenn sie also Antipoden sind, dadurch daß der eine Teil das besitzt, was dem anderen fehlt – wie der Schlüssel und das Schloß. Daher können sie einander nicht entbehren und streben dadurch nach Zusammenarbeit.
Allein dadurch, daß der eine sich so für den anderen einsetzen kann und umgekehrt, kann zuerst der eine und danach der andere wirksam werden. Durch ihren Einsatz füreinander können sie sich gleichgewichtig um ihren gemeinsamen Mittelpunkt bewegen und zusammen eine Einheit bilden.

Wenn der eine Teil sich für den anderen einsetzt, spricht man von Wirken. Dieses Wirken hat eine Wirkung zur Folge, und eine Wirkung ist Wirklichkeit, da ja eine Wirklichkeit 'dasjenige ist, was wirkt'. Und die Wirklichkeit kann dadurch wirklich sein, daß es Gegenteile gibt wie der Schlüssel und das Schloß, die zusammen wirksam, 'wirklich' sind. In diesem Fall, indem sie zusammen etwas ab- und wieder aufschließen können.

Der Geist besteht ganz aus Gegenteilen, die alle gleichwertig sind. Der Geist besteht aus einer Zwei-Einheit von Gegenteilen, die in dem neuen, wirksamen Einheitszustand miteinander eine bewegliche Einheit bilden und wirksam sind. Die Urgegenteile des Geistes werden durch die zwei Ureigenschaften Ruhe und Bewegung gebildet. Die Ruhe kommt zum Ausdruck in dem Zustand dunkler Kühle, die durchdringbar ist. Die Bewegung kommt zum Ausdruck in dem Zustand leuchtender Wärme, die durchdringend ist.

GeistRuhe Dunkeldurchdringbar
Kühle
BewegungLichtdurchdringend
Wärme

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1.2 Der Geist als Kraft

1.2.1 Die Geisteskraft
Eine Kraft ist das Vermögen einer Selbständigkeit, sich anzustrengen und sich zu entspannen; sie ist somit das Vermögen zu ruhen und Arbeit zu verrichten, tätig zu werden, etwas zu bewegen, und dieser Bewegung eine Richtung zu geben. Damit ist auch eine Kraft die Ursache von Gegenteilen: von Ruhe und Bewegung. Die Eigenschaften, wodurch der Geist sich kennzeichnet, liegen ebenfalls in dem Vermögen, zur Ruhe zu kommen und sich in Bewegung zu setzen. Das bedeutet, daß Kraft eine wesentliche Eigenschaft des Geistes ist.
Indem der Geist sich selbst aufweckt und zu einer Bewegung kommt, ist er als Kraft die Ursache der leuchtenden Wärme; indem er sich selbst nach getaner Arbeit wieder zur Ruhe bringt, ist der Geist als Kraft die Ursache der dunklen Kühle. Der Geist ist dadurch nicht dasselbe wie die leuchtende Wärme oder die dunkle Kühle, sondern er ist als Kraft die Quelle von beidem und dadurch unsichtbar in ihnen verborgen. Sowohl die leuchtende Wärme wie die dunkle Kühle erweisen sich dadurch als Zustände einer Selbständigkeit, eines Wesens, nämlch des Geistes, der als Kraft, als ruhende und bewegende Kraft in Erscheinung tritt.

Im anfänglichen Urzustand der Ruhe und deren dunklen Kühle sind die beiden Gegenteile (d.h. der ruhenden und bewegenden Kraft) vollkommen ineinander aufgegangen, gleichsam mit der Ruhe als 'Außen-' oder 'Oberseite'. Die Bewegung ist zur Ruhe gekommen in der Ruhelage, die sich eben durch diese Ruhe kennzeichnet. In diesem Zustand bewahren die Kräfte die Möglichkeit zu einer Bewegung. Dieser Zustand läßt sich erfahren als die Ruhe und ihre dunkle Kühle, als der Zustand vor dem Anfang der Schöpfung, in dem vom Schaffen noch nicht die Rede ist. Die dunkle Kühle bildet dann die Außenseite, und die Bewegung und ihre leuchtende Wärme sind in ihr im Ansatz vorhanden.
Wenn der Geist als Kraft sich aus der eigenen Ruhe wiedererweckt und zur Bewegung kommt, kehrt der Geist den Zustand um, und die Bewegung und ihre leuchtende Wärme bilden dann sozusagen die Außenseite. Der Zustand wird durch Bewegung gekennzeichnet, und das läßt sich erfahren als die Bewegung und deren leuchtende Wärme in dem neuen Einheitszustand; aber in diesem Zustand bewahren die Gegenteile die Möglichkeit auch wieder in die Ruhelage einzutreten.
Für den Geist als Kraft gilt mit anderen Worten: In der Ruhe ist Bewegung, in der Bewegung ist Ruhe als Möglichkeit enthalten. Der Geist wird im Grunde durch eine bewegbare Ruhe oder eine sich in Ruhe befindliche Bewegung gekennzeichnet.

RuheBewegung
BewegungRuhe

Der Geist als diese bewegende und ruhende Kraft ist sodann die Ursache von allen Erscheinungen, die sich als Licht und Wärme, Dunkel und Kühle darbieten. Auf der Erde zeigen sich diese Geisteszustände unter anderem in Naturerscheinungen: als Sommer und Winter, Frühling und Herbst, Tag und Nacht, Ebbe und Flut und am Himmel als Sonne und Mond; und im Atom, dem Baustein der sichtbaren Schöpfung, als der ruhende, aber im Innern bewegliche Kern, worin die Ruhe vorherrscht, und als die darumherum sich innerhalb fester Bahnen (eigenlich orbitraler, fester 'Bewegungsräume') bewegenden Elektronen, wo die Bewegung vorherrscht: das Atom wiederspiegelt den beweglichen Geisteszustand.

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1.2.2 Das zitternde Leben
In dem neuen, nunmehr beweglichen Einheitszustand des Geistes in dieser leeren, formlosen Welt wechseln Bewegung und Ruhe einander unablässig ab - nicht nur will der eine Teil für den anderen da sein, der eine will es dem anderen auch ermöglichen da zu sein. Fortwährend will der eine sich für den anderen einsetzen, aber fortwährend zieht der eine sich auch zurück, um es dem anderen zu ermöglichen sich einzusetzen; dadurch schlägt ein Zustand ständig ins Gegenteil um. Beide Zustände waren für mich als den erfahrenden Geist denn auch gleichzeitig da, wodurch ich in dieser leeren Welt des Geistes die 'kühlende Wärme' empfand.
Dieser fortwährende Wechsel zwischen Bewegung und Ruhe in dem Geist als Kraft in diesem neuen, beweglichen Einheitszustand ist das erfahrbare Leben. Dieser Wechsel zwischen Bewegung und Ruhe ist das Leben des Geistes als bewegliche Lebenskraft: die Ursache der Erscheinung Leben, Beweglichkeit, Wirken. (Aehnlich wie bei den Eigenschaften des Wechselstroms, mit seiner Phase- und Nulleitung.)
Wenn im ungeformten Urzustand die Bewegung und deren leuchtende Wärme vorherrschen, bekundet sich das Leben; wenn die Ruhe und ihre dunkle Kühle vorherrschen, zieht das Leben sich in sich selbst zurück und ist es als ruhende Lebenskraft in der Anlage vorhanden.

Dadurch, daß dieser Wechsel vollkommen regelmäßig vonstatten geht, wird der Geist durch ein gleichmäßig verlaufendes Zittern gekennzeichnet. Das Zittern ist die Folge der Wechselwirkung zwischen Gegenteilen; das Urzittern wird durch diese Wechselwirkung zwischen Bewegung und Ruhe in der Geistkraft verursacht. Dieses Urzittern war für mich als menschlichen Geist im geistlichen Licht und in der geistlichen Wärme erfahrbar; im Licht als Funkeln, Glitzern, in der Wärme als Strömung, zärtliches Tätscheln.
Das gleichmäßige Zittern des Geistes ließe sich gut vergleichen mit der gleichmäßigen Schwingung eines Pendels: der ständige Wechsel von Bewung und Ruhe. Auf beiden Seiten des Pendels gibt es ein Moment der Ruhe. In diesem Moment findet der Umschlag statt, wodurch die Bewegung wieder einsetzt. In der Mitte erhält die Bewegung ihre größte Geschwindigkeit, um auf der anderen Seite wieder zur Ruhe zu kommen. Auch die Pendelbewegung des Geistes verläuft zwischen Ruhe und Bewegung, Stillstand und Fortschreiten, Anpannung und Entspannung, Systole und Diastole.
Dieses geistliche Zittern wird in der stofflichen Welt als die Pendelbewegung einer Pendeluhr, der läutenden Kirchenglocke oder der fibrierenden Saite einer Gitarre sichtbar und hörbar. Die Bedeutung des Wortes 'zittern' hängt mit 'treten' und 'beben' zusammen. Treten bedeutet: 'Mit kurzen Schritten vorwärtsgehen'. Die Bewegung desjenigen, der mit kurzen Schritten vorwärtsgeht, wird gekennzeichent durch eine fortlaufende Wellenbewegung (siehe Beilage zu § 1.2.2). Der menschliche Geist kann durch die Übung der Selbstbesinnung dieses gleichmäßige Zittern des Geistes als ein Beben und eine unablässig fortlaufende Wellenbewegung unmittelbar in sich selbst erfahren (siehe § 10.3.1).

Der Geist als die bewegliche Lebenskraft ist die Ursache der Erscheinungen Zittern, Strahlung und Wellenbewegung in der geistlichen Wärme und dem geistlichen Licht sowie die Ursache der Wärme und des Lichtes und aller anderen Zitter-, Strahlungs- und Wellenerscheinungen, die in der dinglichen Welt wahrnehmbar und zu untersuchen sind.

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1.2.3 Wärme, Licht und Schall
Nicht nur Wärme und Licht, sondern auch Schallgeräusche hängen mit dem oben be- schriebenen geistlichen Zittern zusammen. Dieser geistliche Schall läßt sich im Geist unmittelbar als die éigene dünne, innerliche Stimme erfahren, die der menschliche Geist mit dem Geistesohr in sich selbst hören kann. Diese scheinbar 'klanglose' Stimme wird als ein innerlicher 'Klang' gehört, wenn der Geist in sich selbst Gedanken und Gefühle in Worte faßt oder eine Melodie erklingen läßt. Wer vor sich hin die Worte spricht: "Ich bin", beweist damit gleichzeitig seine eigene Existenz als menschlichen Geist. Die Bewußtwerdung davon, daß der menschliche Geist selbst die Quelle dieser eigenen, inneren Stimme ist, kann ein sofort auftretendes geistliches Selbstbewußtsein bewirken.

In der geistlichen Welt ist das Zittern in dem neuen Einheitszustand auch für das geöffnete Geistesohr hörbar, und zwar als die ‘Weltuhr’, die wie ein fort-währender und eintöniger Gesang klingt: ah, ah, ah... (siehe Beilage zu § 1.2.3).

Der Geist als Lebenskraft ist nicht nur die Ursache der Ruhe als Dunkel und Kühle sowie der Bewegung als Licht und Wärme in Form von Zittern, sondern auch die Ursache der Ruhe als Stille und zitternde Bewegung in Form von Schall. Die bewußte Erfahrung von der Bedeutung dieser inneren Stille, kann ein sofort auftretendes geistliches Selbstbewußtsein bewirken.

GeistRuhe DunkelStille
Kühle
BewegungLichtSchall
Wärme

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1.3 Die Allgegenwärtigkeit des Allgeistes

1.3.1 Die Unendlichkeit des Allgeistes
Die leuchtende Wärme in dem neuen, beweglichen Einheitszustand ist wie ein Meer aus geistlichem Licht und geistlicher Wärme, das allerdings die dunkle Kühle in sich enthält. Dieses Meer aus Licht und Wärme bot sich meinem Geistesauge als allgegenwärtig dar. Dieses Wissen von der Allgegenwärtigkeit war auch ein unmittelbares Wissen, das in mich als den wahrnehmenden Geist gelegt wurde. Es wurde mir durch das Meer aus leuchtender Wärme durch meine nahtlose Verbundenheit damit eingeflößt (siehe § 2.1).
Durch seine Allgegenwärtigkeit war das Meer aus leuchtender Wärme unbegrenzt. Die Anwesenheit der leuchtenden Wärme nahm kein Ende, und so erstreckte das Meer sich dann vor meinem Geistesauge auch bis in die weiten Fernen der Unendlichkeit. Überall war dasselbe geistliche Licht und dieselbe geistliche Wärme; sie waren überall gleichmäßig da. Es gab eine Quelle des Lichtes und der Wärme, die aber nicht örtlich bestimmt werden konnte, denn diese Quelle an sich war allgegenwärtig: es war der Geist als wirksame Kraft. Diese allgegenwärtige leuchtende Wärme des beweglichen Einheitszustandes ist die leuchtende Wärme des Allgeistes, des Geistes von Allem, der dessen Grundlage ist.

Der allgegenwärtige Allgeist ist eine Daseinsform des göttlichen Geistes. Der göttliche Geist hat sich mir als menschlichem Geist in zwei Daseinsformen offenbart: sowohl im ungeformten, unbegrenzten als später von da aus auch im geformten, begrenzten Zustand. Im ungeformten Urzustand ist der göttliche Geist der Allgeist; im geformten Zustand ist dieser Geist der Heilige Geist (siehe Kapitel 3). Beide Existenzformen bilden zusammen eine unbedingte Einheit, ließen sich meinem Geistesauge als zwei verschiedene Zustände erfahren, die einander gegenüber gleichfalls Gegenteile bildeten.

Göttlicher Geistungeformter ZustandAllgeist
geformter ZustandHeiliger Geist

Der göttliche Geist erscheint im ungeformten Zustand als das unendliche Meer geistlichen Lichts und geistlicher Wärme des Allgeistes und als der ebenso unendliche Geisteszustand dunkler Kühle, die darin verborgen ist; die leuchtende Wärme geht hervor aus dem Allgeist im beweglichen Zustand, die dunkle Kühle geht hervor aus dem Allgeist im Zustand der Ruhe.
Für mich als den erfahrenden menschlichen Geist war das Meer aus Licht und Wärme des Allgeistes da als der allgegenwärtige Raum: dieser Raum war unendlich infolge der Unendlichkeit des Allgeistes. Der Allgeist ist ja das unbegrenzte All, und das All ist im Grunde ganz Geist.

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1.3.2 Das Eins-Sein des Allgeistes
Durch die Allgegenwärtigkeit und die Eigenschaft der Unendlichkeit, die damit zusammenhängt, kann es nur einen Allgeist in Form des Meeres aus Licht und Wärme geben. Durch die Unendlichkeit dieses Meeres gibt es nirgendwo einen Raum, in dem sich eine zweite selbständige Einheit aufhalten könnte. Der Allgeist kennzeichnet sich daher durch das Eins-Sein; der Allgeist ist die eine, ungeteilte, vollkommene, alles erfassende Einheit. Der Allgeist ist dadurch die Einheit mit dem Merkmal der vollständigen Selbständigkeit.
Der Allgeist ist allerfassend, nicht allumfassend; wenn der Allgeist das All umfassen könnte, würde der Allgeist selbst durch das Umfassen des Alls eine Grenze darstellen; aber das All im Allgeist ist unbegrenzt. Mir war es als wahrnehmendem menschlichem Geist vergönnt einen Augenblick in die unendlichen Fernen zu schauen, und ich sah durch die eigene Beschränktheit und Kleinheit hindurch in der Größe des Allgeistes etwas, das einen heiligen Schauder der Ehrfurcht vor dem Unvorstellbaren in mir hervorrief.
Der Allgeist ist die éine und éinzige Einheit; der Allgeist is der Eine. Der Allgeist ist das eine lebendige Wesen, das vollkommen sich selbst ist, vollkommen selbständig, aus sich selbst heraus bestehend. Der Allgeist ist eins und alles. Der Allgeist ist das Ganze und alles, das All.

Durch die Allgegenwärtigkeit und das Eins-Sein kann der Allgeist durch nichts abgelenkt werden. Der Allgeist ist dadurch jederzeit vollkommen er selbst. Der Allgeist ist der, der sowohl Mutter wie Vater ist (siehe 3.4.1.) und kann dadurch von sich selbst sagen: 'Ich bin, der ich bin' (Exodus 3:14). Der Allgeist ist im Grunde vollständig er selbst, in göttlichem Zustand, in fortwährender Selbstbesinnung.

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1.3.3 Die Ewigkeit des Allgeistes
Durch die Allgegenwärtigkeit des Allgeistes als unendliches Meer geistlichen Lichts und geistlicher Wärme, kann es außerhalb des Allgeistes keinen Raum, kein Außerhalb also, geben. Dadurch gibt es nirgendwo einen Raum, in dem sich eine Quelle als der Ursprung befinden könnte, aus dem der Allgeist je selbst hervorgekommen sein könnte. Der Allgeist selbst ist ursprungslos. Daher hat der Allgeist keinen Anfang. Der Allgeist ist der eine, ungeschaffene Geist.
Durch die Allgegenwärtigkeit des Allgeistes kann es nirgendwo einen Raum geben, in dem der Allgeist jemals aufgehen könnte, um an ein Ende zu kommen. Der Allgeist kann nirgendwohin. Dadurch hat der Allgeist kein Ende. Der Allgeist ist ohne Ende, endlos und dadurch ewig. Es hat niemals eine Zeit gegeben, in der der Allgeist nicht war; es wird niemals eine Zeit kommen ohne den Allgeist. Der Allgeist war, ist und wird sein.

Durch die Eigenschaft der Allgegenwärtigkeit ist der eine Allgeist nicht allein unendlich, sondern auch ewig. der eine Allgeist kennzeichnet sich durch Ewigkeit und Unendlichkeit und ist dadurch die ewige Unendlichkeit.

AllgegenwärtigkeitUnendlichkeit
Einheit
Ewigkeit

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1.4 Raum und Zeit

1.4.1 Der Raum
Im ungeformten Urzustand vor der Schöpfung bot sich mir als dem erfahrenden menschlichen Geist wohl schon die Erscheinung 'Raum' dar. Die Grundlage und Ursache der Erscheinung 'Raum' ist ja die Durchdringbarkeit der Ruhe und deren dunklen Kühle im Urzustand des Allgeistes. Dadurch, daß die Ruhe des Allgeistes die Eigenschaft hat, durchdringbar zu sein, eben dadurch gibt es den Raum.
Es ist die Durchdringbarkeit der Ruhe, die der durchdringenden Bewegung und deren leuchtenden Wärme Bewegungsraum, und damit Freiheit der Bewegung, gibt. Durch den Bewegungsraum der Ruhe wird die Erscheinung 'Bewegung' erst möglich. Bewegung wird erst durch deren Gegenteil möglich, nämlich durch die Ruhe.
Die Bedeutung des Wortes 'Bewegung' ist: die Möglichkeit, etwas, einen Gegenstand, umzustellen, auf neue Wege zu bringen - was nur in einem Raum statfinden kann. Ohne den Bewegungsraum, den die Ruhe bietet, kann nichts umgeräumt werden und ist eine Bewegung unmöglich.

Der Geist als Kraft wird nicht nur durch Ruhe und Bewegung gekennzeichnet, sondern auch durch das Vermögen, der Bewegung eines bestimmten Gegenstandes eine Richtung zu geben; wenn die Bewegung angesetzt wird, muß eine Richtung gewählt werden. Auch die Möglichkeit, die Richtung der Bewegung zu bestimmen, wird durch die Bewegungsfreiheit im Raum bedingt.
Wenn die Bewegung als das Gegenteil von Ruhe erscheint, ist durch den Raum hindurch eine Bewegungsrichtung, ein Gehen von 'hier' nach 'dort' möglich. Durch die Bewegungsfreiheit kann die Bewegung sich in alle Richtungen erstrecken. Der Raum des Allgeistes bietet jedoch nicht nur allseitige Bewegungsmöglichkeiten - wobei die vieler Umwege - man kann auch 'geradewegs' aufs Ziel hingehen: die gerade Linie als kürzester Abstand zwischen zwei Orten.

In den allseitigen Bewegungsmöglichkeiten des Raumes lassen sich drei kennzeichnende Richtungen unterscheiden, die den Raum in die drei Hauptrichtungen einteilen. Es sind die drei Gegenteile links und rechts, vorn und hinten, oben und unten; der Reihe nach die drei Dimensionen Länge, Breite und Höhe. In jedem dieser Sätze von Gegenteilen gibt es einen Mittelpunkt, der die Mitte zwischen links und rechts, vorn und hinten, oben und unten ist. Dieser Mittelpunkt ist der Verbindungspunkt, in bezug auf den die Gegensätze im Gleichgewicht sein können. Wenn die drei Mittelpunkte zu einem gemeinsamen Mittelpunkt, dem 'Ursprung', zusammengefügt werden, bilden sie das räumliche Achsensystem; damit kann der Ort jedes Punktes im Raum in bezug auf den Ursprung beschrieben werden.
Eine Bewegung kann sich, wie gesagt, von diesem gemeinsamen Mittelpunkt aus in alle Richtungen erstrecken. Eine Richtung ist jedoch die ausgewogene, zielgerichtete Bewegung, die mit der Umgebung übereinstimmt: die gerade Linie, wobei die Bewegung den Dimensionen Länge, Breite und Höhe angemessen ist, die ja die Eigenschaften des Raumes sind. Wenn ein Punkt auf diese Weise gleichmäßig und in Übereinstimmung mit der Umgebung im Raum durch eine Kraft bewegt wird, dann wird in bezug auf den Ursprung der Bewegung und in bezug auf die drei Abmessungen ein Würfel geformt (siehe Beilage zu § 1.4.1).
Die 'ausgewogene, zielgerichtete Bewegung im Raum', die durch die Ruhe des Allgeistes ermöglicht wird, ist der Ursprung und das Wesen der geraden Linie und des Würfels, des geraden Weges und der wohlerwogenen, genauen Richtung. Wenn bei der Beschlußfassung durch den Geist alle Umstände berücksichtigt werden, dann hat eine Handlung wie die Bewegung im Raum sinnbildlich die geometrische Form einer Diagonale im Würfel. Der Würfel stellt die Urform der Bewegung dar, wenn der Geist als bewegende Kraft ein Vorstellung in sich selbst, im eigenen Raum, richtig entwickelt oder ein bestimmtes Ereignis in der Umgebung gut verlaufen läßt, indem er dazu die richtige Entscheidung trifft.

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1.4.2 Die Zeit: Zeit-Raum und Kraftraum
Dadurch, daß Bewegung in einem Raum stattfinden kann, ist, wie beschrieben, ein Gehen von hier nach dort, eine gradlinige Kraftentfaltung, möglich. Dadurch gibt es gleichzeitig ein Gehen von dem, was in der Vergangenheit war, dem hier-gewesen-Sein, zu dem, was in der Zukunft sein wird, dem da-sein-Werden. Die Bewegung, die der Allgeist in sich selbst als Raum vollziehen kann, indem er die Entwicklung einer Vorstellung, einer Schöpfung, in Gang setzt, ist die Ursache der Erscheinung 'Zeit'. Zeit ist im Grunde ein Strom von Ereignissen, eine Kette von Ursachen und Wirkungen durch eine Kraftentfaltung, die der Allgeist im eigenen Raum flottmacht. Die Zeit als Strom von Ereignissen ist die Ursache der Gegenteile Vergangenheit und Zukunft.
Die erste Ursache der Zeit als Strom von Ereignissen auf einer Linie im Raum ist die Kraft des wirkenden Allgeistes. Raum und Zeit sind somit Eigenschaften des 'in sich selbst wirkenden Allgeistes'; sie hängen als solche unverbrüchlich miteinander zusammen. Raum und Zeit hängen beziehungsweise mit der Ruhe und deren dunklen Kühle und mit der Bewegung und deren leuchtenden Wärme zusammen. Raum und Zeit sind Eigenschaften des Allgeistes als der ruhenden und bewegenden Kraft.
Durch die Einheit von Ruhe und ihrer dunklen Kühle und die Einheit von Bewegung mit ihrer leuchtenden Wärme im neuen, beweglichen Einheitszustand des Allgeistes bilden auch Raum und Zeit eine Einheit: einen 'Zeit-Raum'. (siehe Beilage zu 1.4.2.) Da der Raum des Allgeistes die Selbständigkeit ist, in der die Zeit sich abspielen kann, ist die Zeit als Bewegung eine Erscheinung, die durch den Raum ermöglicht wird - wodurch von einem Zeit-Raum die Rede ist.

GeistRuhe DunkelRaumZeit-Raum
Kühle
BewegungLichtZeit
Wärme

Der Zeit-Raum ist eine Eigenschaft des göttlichen Allgeistes. Er ist der Bewegungsraum, in dem die Zeit als Strom von Ereignissen durch deren Umwandlung fortschreiten kann. Die Zeit ist eine fortwährende Zustandsveränderung der Schöpfung innerhalb des sich ewig gleichbleibenden Allgeistes; der menschliche Geist ist mittendrin, sieht was geschieht, erlebt es mit und muß sich demgegenüber verhalten.

Der Allgeist als Lebenskraft hat den unbegrenzten Raum als Eigenschaft und ist dadurch im Kern selbst der Raum, ist ein Kraftraum. Im allgemeinen ist ein Kraftraum eine Kraft in Form eines Raumes, in dem die Kraft in sich selbst schöpfend und in Bewegung bringend wirksam sein kann; was darin bewegt wirdt sind Gestalten des eigenen Lichtes und der eigenen Wärme. Beim Allgeist als Kraftraum sind Kraft und Raum grenzenlos – beim menschlichen Geist sind sie kugelförmig begrenzt (siehe § 2.1.1).
Der Allgeist beginnt im eigenen Kraftraum als gestaltende Kraft dadurch wirksam zu werden, daß er in sich selbst Formen erschafft, Licht- und Wärmegestalten, indem er sich selbst als bildende Kraft zu Gebilde seiner selbst umformt: wie bei der Erschaffung des menschlichen Geistes. Der menschliche Geist ist ein Punkt im Allgeist, der zuerst vom Allgeist in Bewegung gebracht werden muß, aber später erlernen kann, sich selbst zu bewegen. Erst durch die Erschaffung des menschlichen Geistes kann die Zeit als Strom beweglicher Ereignisse einen Anfang nehmen. Die Zeit wird so dem Geist zu einer Schule, die ihn lehrt sich selbst zu bewegen und in Bewegung zu erhalten.

Die Zeit als Strom von Ereignissen ist eine Kette von Ursachen und Wirkungen; dadurch entstehen einander im Strom folgende Vorfälle, die sie durch die Bildung einzelner Zeitpunkte einteilen. Durch die aufeinanderfolgenden Vorfälle ist die Zeit ein Zittern in Form einer Wellenbewegung, die dem menschlichen Geist auf der Erde als der Tag, die Nacht und die Jahreszeiten erscheint.
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes 'Zeit' ist denn auch 'Einteilung'; es hängt mit dem altindischen 'dati': 'er teilt ein', dem griechischen 'daiesthai': 'verteilen' und dem englischen 'to time': 'einteilen' zusammen.

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1.4.3 Das ewige Hier und Jetzt
Durch die Unendlichkeit des Allgeistes hat der Allgeist keinen Raum um sich herum. Der Allgeist selbst hat dadurch für sich selbst keinen Bewegungsraum zur Verfügung und kann nicht von 'hier' nach 'dort' gehen. Der Allgeist selbst ist dadurch raumlos und bewegungslos. Dadurch kann der Allgeist auch nicht von dem, was gewesen ist, zu dem, was sein wird, gehen. Das hat zur Folge, daß der Allgeist selbst keine Vergangenheit und keine Zukunft kennt. Der Allgeist selbst ist dadurch zeitlos und wird durch ein ewiges 'Jetzt' gekennzeichnet;
- durch die Raumlosigkeit ist es für den Allgeist überall 'hier; es gibt kein 'dort';
- durch die Zeitlosigkeit ist es für den Allgeist selbst immer 'jetzt'; es gibt kein 'damals' oder 'nachher';
- durch die Bewegungslosigkeit ist der Allgeist immer unbewegt, ruhig, still.

In der ewigen Unendlichkeit des Allgeistes selbst ist der Allgeist in einem Geisteszustand, in dem überall hier und ewig jetzt ist, und der Allgeist immer stillsteht. Aber, durch die eigene Raumlosigkeit, Zeitlosigkeit und Bewegungslosigkeit, kann der Allgeist in sich selbst das Gegenteil tun: demjenigen Raum und Zeit geben, was der Allgeist alles in sich selbst erschafft ... worunter dem menschlichen Geist.
Der göttliche Allgeist ist dadurch der ursprungslose Ursprung des Alls, ist der Schöpfer, die ewige Grundlage von allem, was da ist und sich in seinem und ihrem unendlichen Geist fortbewegt. Der Allgeist ist die Lebenskraft und ist als schöpfende Gestaltungskraft die Ursache aller Erscheinungen, der geistlichen sowie der stofflichen, die in der Schöpfung, im Innern des Allgeistes selbst, wahrnehmbar und erfahrbar sind.

Die Eigenschaften einer Quelle teilen sich notwendigerweise dem Strom mit, der aus der Quelle hervorkommt. Dadurch kommen die Eigenschaften des Allgeistes in allem Erschaffenen, sowohl dem Geistlichen wie dem Stofflichen, zum Ausdruck. Der hier beschriebene Allgeist ist der Ausgangspunkt der Geisteskunde und daher auch mein Ausgangspunkt bei der Behandlung der Themen, die ich in den folgenden Kapiteln zur Sprache bringen werde:
- der menschliche Geist und die geistlichen Fähigkeiten
- der heilige Geist und die Engel
- die Seele, die Geistesgestalt und das Körper
- die stoffliche Welt und die spirituellen Welten
- das irdische Dasein
- die geistliche Trennung
- und die geistliche Entwicklung, die der menschliche Geist dadurch und in alledem erfahren kann, indem er in der Zeit als dem Strom der Ereignisse lernt, wie er seine Fähigkeiten bewußt und beherrscht anwenden und sie so zum Gewissen und zu den Tugenden entwickeln kann, damit er in dieser Weise dem heiligen Geist ebenbürtig wird.


Für Kritik und Vorschläge zur Verbesserung der Übersetzung sind wir empfänglich. Bitte, schicken Sie sie durch e-mail an den Übersetzer persönlich: teilhard@planet.nl. Herzlichen Dank!













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